Wie aus Martin Luthers Randnotiz ein ganzer Roman wurde… Ehrenwort – als ich 2011 von Luthers Antwortschreiben an den besorgten Anton Lauterbach las, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass der Roman, den ich darum stricken würde, im Lutherjahr 2017 erscheint! Zum einen, weil ich gar nicht im Blick hatte, dass dieses Jubeljahr bevorstand, zum anderen, weil das Schreiben für mich ein riesengroßes Abenteuer war, dessen Ausgang mir gänzlich ungewiss erschien.
Leseprobe aus meinem Roman
Erscheinungsdatum: 08. September 2017 | Bei Amazon bestellen!
Am Anfang
Zunächst einmal benötigte ich jede Menge Input, damit ich mich ins Pirna des Jahres 1542 versetzen konnte.
Bevor ich die ersten Zeilen schrieb, war deshalb Lesen angesagt. Ich las etliche Biografien, Bücher über die Geschichte Sachsens zur Zeit der Reformation, Abhandlungen verschiedener Lokalhistoriker über die Geschichte Pirnas, Bücher und Artikel über Kunstgeschichte, Architektur, Kleidung, Handwerk, Alltagskultur, Recht, Verwaltung, Medizin, das Essen der damaligen Zeit – ja sogar über Schweine…
Außerdem wurde ich zu einer eifrigen Nutzerin des Pirnaer Stadtarchivs, wo ich mich durch die Kämmereirechnungen der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts mühte, die Innungsartikel verschiedener Handwerksinnungen einsah und immer wieder von dem profitierte, was eifrige Lokalhistoriker im ausgehenden 19. und anbrechenden 20.Jahrhundert schon herausgefunden hatten. Ich gestehe, anfangs erschienen mir die Notizen der Stadtschreiber des 16.Jahrhunderts absolut kryptisch, und ohne die geduldige Unterstützung der Pirnaer Archivarinnen wäre womöglich nie etwas aus meinem Romanprojekt geworden.
Meine Heldin
Sophia
ist die Tochter eines Pirnaer Weinhändlers. Mit zehn Jahren verliert sie ihre Mutter an die Pest. Da sich ihr Vater in seiner Trauer nun in jeder Hinsicht der eigenen Handelsware hingibt, wächst sie recht ungezügelt heran. Sie pflegt eine unstandesgemäße Freundschaft mit der Tochter eines Elbe-Schiffziehers und träumt davon ein Rezept gegen die Pest zu finden. Sie glaubt, es könne sich in dem geheimnisvollen Buch befinden, das sie im Kontor ihres Vaters entdeckt.
Und einige der Männer in ihrem Leben
Niklas, der Maler
wohnt als Hausgenosse (Untermieter) in Sophias Vaterhaus. Er malt die Marienkirche nach den Vorstellungen des Superintendenten Lauterbach aus und lebt in permanentem Kriegszustand mit dem berüchtigten Pirnschen Stadtschwein.
Magister Fuchs
ist einer der damals typischen Universalgelehrten und tüftelt an einer astronomischen Uhr für das Pirnaer Rathaus. Niemand versteht, warum er sich in Pirna vergräbt, statt Karriere an einer Universität zu machen. Aber das ist ein Thema, das er gern vermeidet, ebenso wie Fragen nach seiner Vergangenheit.
Wolf Schumann, der Stadtschreiber
ist ganz im Gegensatz zu Magister Fuchs ausgesprochen ehrgeizig und macht in Pirna geradezu eine Bilderbuchkarriere. Allerdings peinigen auch ihn Dämonen aus seiner Vergangenheit, und er ist zu allem bereit, um die in den Griff zu kriegen.
Ein Dankeschön an meine Enkel, die mir hierfür großzügig ihre Playmobilfiguren ausgeliehen haben!!
Das Objekt der Begierde
…in meinem Roman ist ein geheimnisvolles Buch. Sophia, die Heldin, fand es in ihrer Kindheit im Kontor ihres Vaters, eines Kaufmanns. Die Schriftzeichen in dem Buch entziehen sich ihrem Verständnis, aber die faszinierenden, geheimnisvollen Illustrationen regen ihre Fantasie an. Später wird die Entschlüsselung des Buches für Sophia zu einer Obsession, die ihr Leben bestimmt.
Sie ahnt nicht, dass es in Pirna jemanden gibt, der auf der Suche nach diesem Buch ist, das er als sein rechtmäßiges Erbe betrachtet. Der Mann ist bereit, alles zu tun um in dessen Besitz zu gelangen, denn er glaubt, es enthalte ein Rezept für ewiges Leben.
Vorbild für das mysteriöse Buch in meinem Roman ist das sogenannte Voynich – Manuskript, eines der rätselhaftesten Bücher aller Zeiten.
Das Manuskript aus dem 15.Jahrhundert umfasst ca. 250 Pergamentseiten und wurde in einer Schrift verfasst, für die es bis heute kein Äquivalent gibt. Seit Jahrhunderten widersteht der Text allen Entschlüsselungsversuchen! Die farbenprächtigen Illustrationen tragen ebenfalls kaum zum Verständnis des Inhaltes bei, obwohl sie dem Auge des Betrachters auf den ersten Blick vertraut erscheinen. Dennoch gibt es für die zahlreichen Pflanzenbildnisse keine Entsprechungen in der realen Welt, und die dargestellten Szenen ergeben für uns keinen Sinn. Obwohl die Theorie, das Buch könne eine fantastische Fälschung vom Beginn des 20.Jahrhunderts sein, inzwischen mit Hilfe der Radiokarbonmethode widerlegt wurde, entzieht sich das Voynich–Manuskript bisher allen weiteren Methoden moderner Entschlüsselung.
Heute liegt es in der Beinecke–Bibliothek der US–amerikanischen Yale–Universität. Wer daheim am PC darin blättern will, um sich selbst ein Bild davon zu machen, findet über google verschiedene links.
Oder mal hier schauen: https://de.wikipedia.org/wiki/Voynich-Manuskript
Viel Spaß beim Rätseln und Spekulieren!
Das Urteil William Friedmans, eines der führenden US–Kryptologen, der im 2.Weltkrieg einen feindlichen Code nach dem anderen knackte, lautete übrigens: „Das Voynich–Manuskript stellt einen frühen Versuch der Konstruktion einer Sprache vom A-priori-Typ dar.“ Das bedeutet, es wäre eine ganz und gar künstlich erfundene Sprache mit eigener Grammatik, wie z.B. das Klingonische in den Star-Trek-Filmen.
Eines der wenigen Details im Voynich–Manuskript, für das es eine Entsprechung in der Realität gibt, ist die Abbildung einer Burg mit Schwalbenschwanz-Zinnen. Klaus Schmeh, der sich in seinem Buch „Nicht zu knacken“ mit der Geschichte kryptologischer Untersuchungen beschäftigt, meint daher, der Verfasser könne aus Norditalien stammen, weil dortige Burgen dieses architektonische Detail aufweisen. Das, so schreibt er, sei noch näher zu untersuchen.
Aus meiner Sicht kämen ebenso Südtirol oder Sizilien infrage, wo ich inzwischen auch schon Schwalbenschwanz-Zinnen entdeckt habe. Wer mein Foto mit der entsprechenden Illustration im Voynich–Manuskript vergleichen will, sollte bei Wikipedia reinschauen. Hier die Schwalbenschwanz-Zinnen an der Burg von Cefalu:
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